Der Glaube an den Staat

Der Glaube an den Staat hat etwas Gnostisches, vor allem wenn man die Heilserwartungen der neuzeitlichen Aufklärer darin betrachtet. Diese gehen fehl, zumal wenn sie den paulinischen Hausverstand übersteigen und gar das wesentliche Heil sich vom staatlichen Gewaltmonopol erwarten. Ein Monopol nun, welches wohl das Übelste von allen sein muss, da es gewaltbewehrte Letztentscheidungen beansprucht und dies in ausnahmslos allen Dingen. Jeder Ökonom weiß, welche Wirkungen Monopole haben: Sie erhöhen den Preis eines Gutes und senken dessen Qualität. Und jeder Psychologe weiß, dass ein Mensch, der Macht hat, seine inneren Konflikte auf Kosten Anderer, seiner Mitmenschen, ausleben oder verdrängen kann. Gemeinsam ist dem, was Praxeologen unter dem Gesetz der Bequemlichkeit verstehen mögen: Die leichtmögliche Externalisierung von Kosten.

Im Grunde wissen alle um die Mängel des Staates und seines Gewaltmonopols: Die Liberalen, die Linken und die Rechten. Hierzu gehört auch die historische Bemühung der Demokratie, gerade den staatlich verwirklichten Volkswillen (Demokratie) an grundsätzliche Grenzen zu binden: Der Verfassungsstaat. Die Liberalen suchen Umfang und Reichweite des Staates überhaupt zu beschränken, besonders konsequent sind dabei die Minimalstaatler**, sie suchen dabei, dem Bedürfnis nach Freiheit Raum zu verschaffen. Die Linken, empathieorientiert, suchen den Staat an soziale Notwendigkeiten zu binden und den Rechten, ihrem anankastischen Wesen gemäß, dienen Recht und Moral als Grenzen staatlicher und auch demokratischer Willkür.

Allein die Libertären verzichten ganz auf die Idee des Staates, egal, wie dieser beschaffen sein mag und weisen gerne, und leider immer wieder zurecht, auf die sich offenbar als Gesetzmäßigkeit erweisende Unmöglichkeit hin, Staatsausdehnung per Verfassung zu beschränken: Immer und immer wieder laufen die Dinge aus dem Ruder. Es ist, als wolle man seinem Gott, dem Staat, seinen Hang zur Allzuständigkeit, doch irgendwie austreiben. Man wundert sich tatsächlich, dass der Gott, den man aus der Flasche ließ, Leviathan, am Ende auch immer ganz heraussteigt und sich nicht mehr einfangen lässt. So ist das mit falschen Göttern!

Der Gott der Christen ist auch ein Einziger - und wir sind sein Eigentum: Das lehrt die Kirche, könnte aber, an dieser Stelle so gesagt, auch von Max Stirner stammen. Dieser Gott ist allmächtig, und eifersüchtig beharrt er auf der Anerkennung seiner Monopolstellung. Es war wohl keine so gute Idee, diesen Gedanken, diesen Glauben und diese Wahrheit, zu säkularisieren. Und alle reellen Hoffnungen daran, sie sind - wenn man ehrlich ist - längst zerstoben. Vielleicht hilft es, wenn die Libertären wieder an Gott glauben, den daroben - und vielleicht hilft es, wenn man allgemein den Libertären glaubt, dass der darunten nichts taugt.


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*Wie die Österreicher es zum normalen praktischem Ansehen eines Sachverhaltes so schön zu sagen pflegen.
**Wobei sich geschichtlich immer noch zeitigte, dass der Staat wächst, also sein Anteil tendentiell an allem.

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