Wer ist Papst? Kirche, die wunderbare Welt des Unmöglichen

Die aktuelle Zwei-Päpste-Situation muss irritieren, nicht nur Katholiken. Es gibt immer wieder Spekulationen darüber, zahlreiche Nachrichten und Versuche, diese Ausnahmesituation zu deuten.

In dem Beitrag Wer ist Papst? - Weiteres Mosaiksteinchen einer Diskussion wird auf eine Rede Benedikts nach seinem denkwürdigen und offenbar nicht vollständigem Rücktritt hingewiesen und über einen Rücktritt vom Rücktritt spekuliert. Ein Thema, welches mich auch umtreibt und ich habe meinen Gedanken einmal Raum und Zeit dafür gegeben.

Also gleich herein in das Thema: Benedikt ist also noch Papst, Franziskus sein Kommissar. Damit ist auch recht klar, dass Benedikt zum Rücktritt genötigt wurde. Das spinne ich jetzt einmal aus: Zunächst konzertiert von seinen kirchenpolitischen Gegnern. Deren Drängen muss beachtlich gewesen sein, jedenfalls so dräuend, dass die Konservativen in die ihnen ganz eigene Ängstlichkeit fielen und Benedikt nun auch, wenn auch aus anderen Motiven, nötigten. Der griff nun zu einem Geniestreich, der ihm offenbar schon länger, wenn auch noch eher unausgegoren, vorgeschwebt haben mag: Dieser halbe Rücktritt, nicht vom Amt, sondern von dessen aktiver Ausführung. Es ist sogar vorstellbar, dass er sich mit Jorge Bergoglio damals absprach. Der ist eher ein Haudegen, der einen Streich zu Ende zu spielen vermag, Bergoglio genoss das Vertrauen der Gegner und konnte das innere Schisma der Kirche so befrieden. Bemerkenswert ist auch dessen Aussage von Zeit sei mehr wert als Raum, die er als Franziskus auch wiederholte. Nun, man spielte auf Zeit und tut es noch. Es ist dies ohnehin eine alte Strategie in der Kriegsführung, dem Gegner Raum zu geben, was ihn jedoch immer Zeit kostet. Womöglich ist Benedikt (mit Franziskus) der prophezeite Papst, der die Kirche in schwierigster Zeit zusammenhält. Und so ist aus dem inneren Schisma kein äußeres geworden. Rein fürs Gefühl hat auch jede Seite noch ihren Papst, bei aller theoretischen Unmöglichkeit. Soweit mein Gespinst.

Hier möchte ich nicht ohne einen konstruktiven Ansatz enden: Vielleicht besinnen wir uns wieder auf das gemeinsame Katholische, auf das große Erbe von 2.000 Jahren Christentum und Kirche, darauf, dass es darin häufig und immer schon unterschiedliche und doch wunderbare Sichtweisen gab. Dieser Gedanke war mir bereits die letzten Tag gekommen, als ich die Website der Abtei Marienstatt besuchte, mit ihrem wunderbarem Chor in der Abteikirche. Dort stand ein alter Ausspruch des bekannten Zisterziensers: "Der Mensch muss nicht auf Stufen zum Altar Gottes hinaufsteigen, sondern Gott hat ihm einen ebenen Weg zu sich selbst angelegt, indem er dem Menschen gleich geworden ist." (Wilhelm von Saint-Thierry, 11. Jahrhundert) Ich stolperte gewissermaßen über diese nicht vorhandenen Stufen und war gedanklich gleich in der Elisabeth-Kirche in Köln, am dortigen Krankenhaus, wo ich zu Besuch war, und deren erhabener, bewusst hoher Treppe zum Altar. Dies schien mir das rechte Zeugnis zu sein, von der Bedeutung des Altars. Was nun? Wir haben einen großen Gott. Er hat die ganze Welt erschaffen und doch seinen Sohn ganz klein, ein Mensch wie Du und ich, hingegeben. Das ist unser Gott - und es ist wunderbar, wie es der Glaube der ganzen Kirche versteht, alles dies auszudrücken. Bleibe gesund, liebe Kirche; schau auf und schau an, liebe Christenseele.

Kommentare

  1. Wir bleiben dabei: Absetzung und Verurteilung von Franziskus als Gegenpapst
    https://gloria.tv/post/M6USbHdVMZp72DF4uFQMFCPAn

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  2. Wenn beide Päpste sind und dies in aller Eintracht und trügerischen Ruhe, dann ist die Tradition ins Künstliche Koma versetzt. Wem nützt es? Dem Widersacher Gottes.

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    1. Danke @CollarUri für Ihren Beitrag und Gedanken. Vielleicht stimmt das Bild und der Widersacher bekommt sogar von der Vorsehung einen Satzsieg zugespielt. Es ist sicher nicht einfach zu verstehen. Doch es ist eben auch denkbar, dass es sein Gutes hat. Und selbst ein Koma, sei es natürlich oder künstlich, kann Therapie sein. Auch da wissen wir nur wenig. Gewissheit ist allein im Glauben. Bleiben wir zuversichtlich.

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