Klare Sprache als Mittel zur Wahrheit

Es ist schwierig geworden in diesen Zeiten, sich der doch recht einseitigen Zuschreibung vermeintlicher Hetze zu entziehen. Ein Plädoyer für die katholische Polemik und erhellende Kontroverse.

Die gute alte Polemik ist keinesfalls eine postmoderne Hetze (ohnehin meist mehr Totschlagwort als zutreffend). Ich liebe diese klare Sprache und es ist schön, dass sie noch nicht ganz verlorengegangen ist. Noch seltener findet sich die geradezu erhabene, noch bessere uralte Kontroverstheologie, die von tiefstem überzeugenden Wert ist. Die Redaktion möge bitte, so gut als möglich, weiter ausüben, was genau so ganz recht ist.

Zur Polemik:
Ziel der Polemik ist es, aufmerksam die eigenen Argumente zu präsentieren, wobei teils auf scharfe, spitze und auch direkte Äußerungen gesetzt wird, die den Gesprächspartner oder Adressaten demaskieren sowie bloßstellen sollen. In der Rhetorik wird ein solches Streitgespräch als Disputation bezeichnet (vgl. Disput). In diesem Streitgespräch treten Proponent und Opponent aufeinander, um ihre Argumente darzulegen.
Der Proponent stellt zu Beginn eines solchen Gesprächs eine Behauptung (These) auf, wobei der Opponent versucht, diese argumentativ zu widerlegen. Die Rolle des Polemikers ist somit häufig die des Opponenten, also desjenigen, der versucht, die These zu widerlegen und die eigenen Argumente als richtig darzustellen. Eine milde und erweiterte Form findet sich in der so wunderbar gewinnbringenden Scholastik.

Zur Sprache der Kontroverstheologie:
Viele frühchristliche Schriftsteller sind uns als Kontroverstheologen bekannt. Die Kontroverstheologie befasst sich mit inhaltlichen Fragen in Bezug auf das innere und äußere Wesen der Kirche. Bekannte Kontroverstheologen sind beispielsweise die Kirchenväter Hieronymus (347 – 420) sowie Irenäus (um 135 – 202). Beide verfassten zahlreiche Abhandlungen, die häretische Lehren (Lehre, die im Widerspruch zur Lehre einer christlichen Kirche steht) kontrovers diskutierten. Ihre Schriften trugen häufig ein Adversus im Titel, was darauf verweist, dass diese gegen etwas gerichtet sind (bspw. Adversus haereses).
Synonym zum Begriff der Kontroverstheologie taucht im Umfeld der christlichen Theologie auch der Begriff der Polemik auf. Diese theologische Polemik richtete sich vor allem gegen Atheisten sowie andere Gruppen, die außerhalb eines christlichen Weltbildes standen, wie etwa Heiden, Naturalisten, Indifferentisten und Juden, Papisten oder Calvinisten etc.
Die Polemik kann also als sorgfältig bearbeiteter Teil der christlichen Theologie betrachtet werden. Sie hatte und hat das erklärte Ziel, christliche Grundsätze zu verteidigen und deren Gegner anzugreifen. Heutzutage hat man sich von einer solchen Praxis leider fast völlig abwendend distanziert und versucht ohne Erfolg durch die Apologetik, also die „wissenschaftliche“ Verteidigung von (in Wahrheit oft im Grunde weltlichen und subjektiven) Glaubenssätzen, kleingläubig die angeblichen Grenzen und Grundlagen des Glaubens zu skizzieren.
Die unbrauchbaren neuen theologischen Grundsätze sind dabei „integrativ“, also als eine Eingliederung in ein fantasiertes „größeres Ganzes“, zu verstehen. Die untaugliche Apologetik ist demnach nicht, wie es beispielsweise der Polemik zueigen ist, konfrontativ; sie ist also gerade nicht auf das Herbeiführen von Auseinandersetzung ausgerichtet. Denn ihr Irrtum ist: Alle haben recht und sind ganz lieb. Wir aber wissen: Wo nicht gekämpft wird, da wird auch nicht gesiegt.

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