Die zwei Seelen der Demokratie

Le Bon schreibt bereits Ende des 19. Jahrhunderts folgende bemerkenswerte Erkenntnis zur Demokratie:

"Ich beschränke mich auf die Bemerkung, daß gerade die gebräuchlichsten Worte bei den verschiedenen Völkern die verschiedenste Bedeutung haben. So zum Beispiel die Ausdrücke "Demokratie" und "Sozialismus", die heute soviel gebraucht werden."

Und zur Erklärung führt er weiter aus, direkt im Anschluß:

"Sie entsprechen in Wirklichkeit für die lateinische und die angelsächsische Seele inhaltlich (und bildlich!) völlig entgegengesetzten Vorstellungen.
Bei den lateinischen Völkern bedeutet das Wort Demokratie vor allem die Auslöschung des Willens und der Tatkraft des Einzelnen vor dem Staat. Dem Staat wird immer mehr aufgeladen, er soll führen, zentralisieren, monopolisieren, fabrizieren. An ihn wenden sich beständig alle Parteien ohne Ausnahme: Radikale, Sozialisten, Monarchisten.
Bei den Angelsachsen, namentlich bei den Amerikanern (das war vor Roosevelt und Wilson, Anm. d. Red.), bedeutet dasselbe Wort im Gegenteil die angespannteste Entfaltung des Willens und der Persönlichkeit, das möglichste Zurücktreten des Staates."

Fundstelle: Wort Bild Gedanke

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