Die Gesundheitskrise: Krönung der bürgerlichen Gesellschaft

Die Coronakrise ist kein Zufall. Auch die bürgerliche Gesellschaft folgt unweigerlich ihrer Ideologie bis ins Verderben. Sie vermag sich nicht selbst aufzuheben, also erfährt sie, wie schon so oft in der Geschichte, erst durch ihre Übersteigerung Tod und Überwindung.

Das aktuelle Geschehen in den modernen Staaten trägt objektiv Züge von Hysterie. Um recht verstanden zu werden: Händewaschen, Hygiene und Abstand wahren sind schlicht und einfach angemessene und geeignete Maßnahmen zur Abwendung einer Ansteckung bei grassierenden Infektionen. Die allerdings gibt es praktisch jedes Jahr mehr oder weniger ausgeprägt. Neu ist die massive Interventionsbereitschaft und die zunehmend totalitären tatsächlichen Einschränkungen. In wenigen Wochen ist aus einem freiheitlich-demokratischen Gemeinwesen ein Polizeistaat geworden. Nun mag das Adjektiv "freiheitlich" ohnehin bereits angezeigt haben, dass es, wie beispielsweise grünlich, mehr Tünche als Wesensgehalt ist, dennoch: Die Veränderung ist gewaltig, die Politik und die Herren im Staat setzen nun ungehemmt ihre feuchten Träume durch und gewinnen Terrain wie zuletzt in den dunkelsten Kapiteln deutscher Geschichte und der anderer Nationen.

Die neue Macht der Biopolitik ist um zwei Pole organisiert: Einerseits richtet sie sich auf den individuellen Körper, auf seine Zurichtung vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Zustände, die Steigerung seiner Nützlichkeit und die Ausnutzung seiner Kräfte. Zum anderen auf den Gattungskörper, die Regulierung der Bevölkerung, wenn möglich gar der Menschheit – die Bio-Macht.

Ein extrem wichtiger Eingriffspunkt der neuen Macht ist die Sexualität. Dies erklärt auch die Allergien der Moderne gegen die Wahrheiten der Kirchenlehre. Die Sexualität wird zu einer Angelegenheit des Staates. Sie wird dem Gesundheitswesen und den Regeln einer Normalität untergeordnet, sie wird wichtig und die Gesellschaft definierend. Klar erkennbar ist, dass es bei der neuen Sexualpolitik nicht um Askese geht, sondern vielmehr um eine Konzentration auf den Körper, seine Gesundheit und seine Funktionen. Während das Symbol des Adels das Blut war, bediente sich das Bürgertum der neuen Technologie des Sexes zur Selbstbestätigung. Das Bürgertum hat sich also einen Körper gegeben, den es zu pflegen, zu schützen, zu kultivieren, vor allen Gefahren und Berührungen zu bewahren und vor den anderen zu isolieren galt, damit er seinen eigenen Wert behalte. Willkommen in der Welt des Corona-Virus.

Bio-Macht, oder besser Biopolitik, bezeichnet Machttechniken, die nicht auf den Einzelnen, sondern auf die gesamte Bevölkerung zielen, wobei Bevölkerung eine Gruppe meint, die nicht einfach nur aus vielen Menschen besteht, sondern aus Menschen, die von biologischen Prozessen und Gesetzen durchdrungen, beherrscht und gelenkt sind, die eine Geburtenrate, eine Alterskurve und einen Gesundheitszustand hat. Das Ziel der Biopolitik ist die Regulierung dieser so definierten Bevölkerung insbesondere durch die Regulierung ihrer Fortpflanzung, die Geburten- und Sterblichkeitsrate, das Gesundheitsniveau, die Wohnverhältnisse und zugelassenen Verhaltensweisen.

Bio-Macht ist Herrschaft des Souveräns über das „nackte Leben“. Das Leben selbst steht bei der Macht auf dem Spiel. Sie ist alltäglich und sie endet - zwangsläufig - im Ausnahmezustand.

Der Weg aus der Krise ist einfach und dennoch dem modernem Bürger schwer und nahezu verschränkt. Doch Gott ist gnädig. Die Kirche hat, wie so oft, die Heilsmittel. So wie einst die Märtyrer der alten Zeit ihr Blut hingaben, werden die Märtyrer der neuen Zeit ihre Sexualität hingeben: Die dem Modernen so verhassten Klausen und Klöster werden sich wieder füllen, in Keuschheit und Zölibat - und vielleicht hat Franziskus gerade dafür Platz gemacht.

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